WEITERE QUELLEN

Im Nachlass befinden sich noch Aufnahmen weiterer Motetten, aber auch Balladen, Virelais und Rondeaus. Die Quelle ihrer handschriftlichen Partituren ist nicht immer bekannt. Es ist davon auszugehen, dass die Kompositionen mit wenigen Ausnahmen nicht von Olaf Raitzig aus Faksimiles übertragen wurden, sondern dass er Partituren aus der Sekundärliteratur für seine Aufnahmen verwendete.

Balladen von Solage und Senleches

Die Balladen des französischen Komponisten Solage sind alle im Codex Chantilly überliefert. Die Notenzeile im Kopf der Homepage ist seiner bekanntesten Ballade „Fumeux fume par fumée“ entnommen. Als Aufnahme wurde die Ballade „Helas, je voy mon cuer“ ausgewählt.

Jacob de Senleches, der offenbar am Hof von Eleanor von Kastilien (†1382) wirkte, hat die berühmte Ballade „Fuions de ci“ geschrieben, in der er ihren Tod beklagt und die Notwendigkeit, fortziehen zu müssen. Aus seiner Feder stammen auch die Balladen „En attendant esperance“ und „Je me merveil - J’ay plusieurs fois“.

Motetten von Guillaume de Machaut

Machaut gilt als bedeutendster Komponist der ars nova. Seine Motetten, von denen einige auch im „Codex Ivrea“ aufgeführt sind, wurden von Olaf Raitzig nicht erneut notiert. Er verglich die Faksimiles (soweit sie ihm zur Verfügung standen) mit den sehr genauen Übertragungen des Musikwissenschaftlers Friedrich Ludwig. Es gibt lediglich Anmerkungen in den vorhandenen Partituren. In der Playliste sind die Aufnahmen für die bessere Zuordnung mit dem Präfix „Ma“ gefolgt von einer Zahl vor den eigentlichen Titeln versehen. Das Kürzel „Ma1“ bedeutet zum Beispiel Machaut-Motette Nummer 1 (Nomenklatur gemäß der Ausgabe von Friedrich Ludwig).

ars antiqua Motetten des Codex Montpellier

Der Codex Montpellier enthält 328 Kompositionen, überwiegend Motetten, die nach Gattung, Stimmenzahl und Sprache der Oberstimmen geordnet gesammelt wurden. Außerdem sind die Faksimiles sehr gut erhalten, schön verziert und koloriert. Von den dreistimmigen Motetten mit den Kürzeln „Mo273“ bis „Mo345“ existieren 32 Aufnahmen, von denen 7 für die Playliste ausgewählt wurden. Vor ihren Titeln stehen die Kürzel Mo273, Mo292, Mo298, Mo299, Mo305, Mo311 und Mo338.

Weitere Motetten

Aus der Handschrift Modena stammen die Motetten „Gratiosus – Magnanimus“ und „Laurea Martirii – Conlaudanda“, aus der Quelle Trémoïlle die Motette „O dira natio - Mens in nequitia“.

Der „Brüsseler Rotulus“ aus Belgien enthält unter anderem die ars nova Motetten „Mater formosa – Gaude virgo“ und „Floret cum vana – Florens virgor“. Von diesem Rotulus (ein aufgerolltes Manuskript, 17,5 cm breit und 139 cm lang) befindet sich eine Kopie im Nachlass. Es ist deshalb sehr wahrscheinlich, dass Olaf Raitzig die Partituren direkt aus den Faksimiles übertragen hat.

Die sehr schöne Komposition „A virtutis – Ergo beata“ ist die einzig überlieferte Motette des französischen Musikers Johannes Cesaris. Sie entstand vermutlich um 1400. Cesaris zählt noch zu den Komponisten des späten Mittelalters, aber auch schon zu denen der Frührenaissance.

Ausblick in die Renaissance

Die Kunst der ars nova wurde von einer kurzen Epoche – der ars subtilior – abgelöst, der dann die Frührenaissance folgte. Mit einem Ausblick in die Musik der Renaissance wird hier auf der Homepage die gotische Polyphonie abgeschlossen. Die ausgewählten Aufnahmen von Olaf Raitzig betreffen die Madrigale „Ach herzigs Herz“ von Heinrich Finck (1445 – 1527), „Kein Freud ohn dich ich haben mag“ von Johannes Eccard (1553 – 1611) und das wundervolle „La nuit“ von Orlando di Lasso (1532 – 1594).